Sportmundschutz
Entwicklungen für den Schutz beim Sport benötigten immer ihre Zeit, bis sie allgemein anerkannt und ihr Sinn akzeptiert wurde. Was uns heute als selbstverständlich erscheint wie z. B. Schienbeinschützer beim Fußball oder Hockey, Knie- und Ellenbogenschützer bei Volleyball, Handball oder Inlineskatern wurde anfangs oft zurückhaltend betrachtet. Nach gewisser Zeit erkennt man aber die sinnvolle Berechtigung für den Einsatz dieser Schutzartikel und ihr Tragen setzt sich nach den Profis auch bei den Freizeitsportlern durch. Man denke nur an die Entwicklung des Helmtragens beim Fahrradfahren oder Alpinski. Viele neuere Sportarten verzichten kaum noch auf Wirbelsäulenprotektoren.
Der Sportmundschutz fristet jedoch bis heute abgesehen von Kampfsportarten (Boxen, etc.) eher ein Stiefmütterchendasein. Dabei brechen die Zähne schon bei vergleichsweise geringen Kräften. So reicht dazu z. B. schon ein Vollplastikball von 160 Gramm (Feldhockey), welcher aus zwei Metern Fallhöhe auf den Mund auftrifft – also ohne Zusatzbeschleunigung wie durch einen Schuß.
Mag der Vergleich auch martialisch klingen: Ein gebrochener Arm heilt in den meisten Fällen nach entsprechender Zeit wieder zusammen, aber ein ab- oder durchgebrochener Zahn wird nie wieder wie vorher und ist bei stärkerer Beschädigung (Splitterung bis in die Wurzel oder nach Ausschlagen) oft sogar komplett verloren und wächst nicht mehr nach. Die meist lebenslangen Folgekosten für einen beschädigten oder gar verlorenen Zahn übersteigen bei weitem den finanziellen Aufwand für einen angepassten Mundschutz (oder die weiteren bei Kindern und Jugendlichen im Wachstum), ganz abgesehen von den wiederkehrenden Behandlungen, denen man sich unterziehen muß. Bis zu knapp 40% aller Zahn- und Mundverletzungen ereignen sich beim Sport. Etwa ein Drittel aller Kinder erleidet beim Schul- oder Freizeitsport eine Verletzung an den Zähnen. Häufig sind die oberen mittleren Schneidezähne betroffen. Ohne Mundschutz verlieren Eishockeyspieler in ihrer Karriere durchschnittlich zwei bis drei Zähne.
Zum Schutz vor Zahn- und Kieferverletzungen beim Sport ist die Anfertigung eines speziellen Mundschutzes möglich, welcher auf die betriebenen Sportarten abgestimmt wird. Dann kann er die Gefahr für Zahnschäden um bis zu 60% reduzieren. Durch die Dämpfung und Verteilung der Unfallkräfte werden Kiefer- und Kiefergelenkbrüchen vorgebeugt. Außerdem wird das Auftreten von Gehirnerschütterungen um den Faktor 16 reduziert (Bezirkszahnärztekammer Karlsruhe, Zahnärztekammer Schleswig-Holstein).
Die deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK)
empfiehlt einen Mundschutz besonders bei folgenden Sportarten:
Radsport | Baseball | Basketball | Fußball | Eis- Feldhockey |
Geräteturnen | Inlineskating | Kampfsport | Reiten | American Football |
Rugby | Skateboarding | Wasserball | Handball | Mountainbiking |
Ein guter Mundschutz ist gleichzeitig elastisch (Dämpfung) und starr (Ableitung der Energie und deren flächige Verteilung). Eine Anpassung auf die individuelle Kieferform, guter Halt auch bei geöffnetem Mund (also ohne permanentes Festbeißen müssen) und dadurch eine ungehinderte Mundatmung, spezielle Dämpfungssysteme je nach Sportart durch eine Kombination mehrerer Werkstoffe innerhalb des Mundschutzes sind weitere notwendige Aspekte. Erreicht und umgesetzt werden kann dies nur durch nach einer entsprechenden Abdrucknahme der Kiefer und der Herstellung des ausgewählten Mundschutzes im zahntechnischen Labor.
Die Möglichkeit der freien Farbzusammenstellung auch in mehreren Farben ( z. B. Vereinsfarben) besteht darüber hinaus.
Speziell angepasster Mundschutz
Bei den frei käuflichen Produkten sind obige Aspekte nicht zu erreichen. Nicht anpaßbare (konfektionierte) Mundschutze werden permanent festgebissen, liegen den Zähnen nicht an, schützen zu gering und behindern die Atmung. 2-Komponenten- und nach Erwärmung anformbare Systeme (Boil & Bite) sind zu weich für einen sicheren Schutz und können bei Spangenträgern verhaken oder sogar verkleben.
Boil & Bite Mundschutz (Bsp.)
Dabei ist gerade bei einer festsitzenden Spange ein exakter Schutz wünschenswert, denn schon geringe Stöße führen ohne Abschirmung zu Stanzverletzungen an Lippen und Wangen. Eine Anpassung notwendiger Freiräume innerhalb des Mundschutzes für noch wachsende Zähne oder Zahnbewegungen gelingt ebenfalls am besten im zahntechnischen Labor.
Übrigens ist eine preislich überschaubare Anschaffung einer so genannten Zahnrettungsbox für den Freizeit- und Vereinssport eine weitere sinnvolle Maßnahme. Diese dient der optimalen Lagerung für abgesplitterte Zahnteile oder sogar ausgeschlagene Zähne bis zur weiteren Versorgung beim Zahnarzt oder in der Zahnklinik. Die Box ist leicht zu besorgen (Apotheke) und aufzubewahren, sowie bei geringer Größe einfach mitzuführen oder in den Sanitätskoffer am Spielfeldrand zu integrieren.